Das Denkmal als Museum

Das Konzept setzt zudem auf ein Miteinander und Gegeneinander von „Authentischen“ sowie dokumentarischen Bereichen. Das heisst im einzelnen: Dem Besucher eröffnet sich einerseits die ganzheitliche Darstellung einer historischen Porzellanfabrik mit allen ihren Bereichen. Dies reicht von der originalen Toilette, dem hölzernen Plumpsklo, welches an der Stelle, wo er ihm begegnet, auch seit jeher gewesen ist, keine Rekonstruktion, sondern das Original ist auch das im Gelände der Fabrik gelegen Pumpenhäuschen am ehemaligen Feuerlöschteich, der unabdingbar zu jeder Porzellanfabrik gehörte.

Neben seiner Funktion als Aggregat für die Bereitstellung des Brauch- und Löschwassers auch sozialgeschichtlich relevant, da hier bewusst stets Fische ausgesetzt waren, die als Nahrungsmittellieferant dienten. Unweit des Teiches und des Pumpenhäuschens befinden sich die 1922 hier angelegten Gleise, die es erlaubten, die Versandrampen der Fabrik direkt anzufahren, genauso aber auch die Kohlenbunker zu bedienen. Das originale Umfeld erlaubt schon ohne grosse Kommentare allein von seinem Vorhandensein her Deutungen, die sonst erheblich schwieriger erfahrbar gemacht werden müssten.

Die Öfen selbst sind ein anderer Ort, an dem dieses besonders transparent wird. Die Grösse der Brennräume selbst, die Zahl und Art der Schürkästen, die kristallinen Abscheidungen an den Gewölbedecken, sie künden von der schweren Arbeit, die hier unter hoher körperlicher Anspannung und Hitze bis zu 100 Grad Celsius geleistet werden musste. Ein Brand pro Ofen, das hiess das Schleppen von 3 Tonnen Brenngut und dreissig Tonnen dafür benötigten Kapseln, – und das war so in ganz Europa! Der Besucher er erfährt die gesamten Details der Porzellanfertigung im authentischen Umfeld auf weitgehend authentische Weise.

Er betrachtet die 8 Tonnen schweren Trommelmühlen in Reih und Glied, angetrieben von den Transmissionsriemen, einen ohrenbetäubenden Lärm erzeugend, er sieht dem Besucherbetreuer zu, einem ehemaligen Modelleur, an seinem originalen Arbeitsplatz, wie aus dem von ihm erstellten Entwurf ein Modell für eine neue Form entsteht, er sieht dem Dreher und Giesser bei der Arbeit zu, der Tasse und Teller, bzw. Schalen, Knäufe, Deckel herstellt, der Porzellanmaler erklärt ihm die Wirkung der Farben und die Grundlagen der Motivkonzeption, der Drucker führt ihm vor Augen, wie mit Hilfe von Stein-druckschnellpressen seit den Zwanziger Jahren die Porzellandruckbögen entstanden, die Stahldruckerin, wie die Stahldrucke auf das noch rohe Porzellan aufgebracht wurden und welche Kraftanstrengung dieses bedeutete.

Die Wände der Fabrik, die Holzböden mit ihren Narben und den Spuren der Porzellanmasse, die Türen, die abgenutzten Granitstufen, die Maschinen und Einrichtungen, nicht herausgeputzt, sondern so, wie sie in den Fabriken ausgesehen haben, all dieses erzählt seine Geschichte und in der Summe Geschichten, die Porzellan, Porzelliner, das Leben und Arbeiten an allen Stellen der Fabrik bis hin zum Kontor erfahrbar machen. Die dokumentarischen Bereiche, sie vermitteln den Wandel in den Verfahren und Technologien vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Sie stellen die „authentischen Bereiche“, die im wesentlichen den Stand der Porzellanfertigung in den Zwanziger und Dreissiger Jahren. Präsentieren, mit Hilfe von Originalmaschinen, Inszenierungen, Installationen und den herkömmlichen musealen Präsentationsformen in den grösseren zeitlichen Zusammenhang einer nahezu dreihundertjährigen Porzellantradition in Europa. Dabei finden sich elektronische Medien wie Touch-Screen-Stationen in den „Authentischen“ wie im dokument-arischen Bereich wieder. Sie erlauben dort einerseits den Verzicht auf grössere mit Text versehene Wandabwicklungen und hier die Erweiterung des Informationsangebotes um zusätzliche Vertiefungsebenen.

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