Ilmenau

Timeline – Porzellantradition in Ilmenau

Wichtige Meilensteine der Porzellanherstellung in Ilmenau – von den Anfängen bis heute.

1777
Frühe Manufakturgründung in Ilmenau (Herzogtum Sachsen-Gotha-Altenburg) – Fundament der regionalen Porzellantradition.
1872
Gründung der Ilmenauer Porzellanfabrik Graf von Henneberg AG; industrieller Ausbau und Exportausrichtung.
1875
Entstehung von Metzler & Ortloff; später bekannt für Figuren und Zierporzellan.
1888
Gründung von Galluba & Hofmann – spezialisiert auf Dekor-, Puppen- und Zierporzellan (bis 1929).
1899
Neubau prägender Fabrikgebäude; Professionalisierung von Formfundus, Glasuren und Dekortechniken.
1900–1914
Ilmenau etabliert sich als wichtiger Standort für Gebrauchs- und Zierporzellan; Katalogprogramme wachsen.
1920er
Künstlerische Blüte: Art-Déco-Figuren (Tänzerinnen, Kinder, Tiere); internationale Präsenz auf Messen.
1930er
Zusammenarbeit mit renommierten Gestalter:innen; u. a. Figuren im Umfeld von Claire Weiss-Herczeg (Art-Déco-Ästhetik).
1945–1949
Neustart nach dem Krieg in Thüringen; Instandsetzung von Anlagen, Wiederaufbau der Lieferketten.
ab 1949
DDR-Zeit: Integration in volkseigene Betriebe (z. B. VEB Kunstporzellan Ilmenau); Exportprogramme.
1970er
Kombinatsbildung, Spezialisierungen; traditionelle Marken treten zurück, Produktionen werden gebündelt.
1990
Wende/Reprivatisierung: Strukturbrüche; Neunutzungen historischer Fabriken; Sammlerinteresse steigt.
Heute
Ilmenauer Porzellan als bedeutendes Kapitel der Thüringer Industriegeschichte; hohe Nachfrage nach Figuren/Zierporzellan am Sammlermarkt.

Entstehungsgeschichte Porzellanindustrie Ilmenau

Frühes Kupferbergwerk

Auf den Fabrikgrundstücken an der Bergstraße (früher Bücheloher Chaussee) und der heutigen Wilhelmstraße wurde von 1857 bis 1860 durch die Sächsisch-Thüringische Kupferbergbau- und Hüttengesellschaft ein Kupferbergwerk betrieben. Aufgrund geringer Ausbeute wurde es bald stillgelegt. Von den Bergwerksgebäuden sind noch heute das massive Schachthaus und angrenzende Betriebsgebäude erhalten, während das Knappenhaus, ein Lagergebäude und der Schornstein verschwunden sind.

Ein Bild von 1858 zeigt die Anlage mit der Bezeichnung „Carl-August-Schacht“. Nach einem Antrag von Carl von Nutzer und Heinrich Thies 1854 wurde 1857 die Gesellschaft gegründet. Ziel war ein Tiefbau, da ein Stollenbau von Gera oder Plaue zu teuer erschien. Ende Januar 1859 war der Schacht auf 52 Lachter Tiefe niedergebracht – ohne wirtschaftlich nutzbare Erträge. 1860 wurde die Gesellschaft aufgelöst.

Erwerb durch Gustav Adolf Höhn

Nach der Stilllegung erwarb der Kaufmann Gustav Adolf Höhn 1863 das Bergwerksgelände. 1865 kaufte er zusätzlich die Walkmühle an der Schleusinger Straße sowie einen Anteil am Mühlgraben. Ziel war der Aufbau einer Tonwarenfabrik. Im Vertrag mit dem Vorbesitzer Müller wurde Höhn ausdrücklich als „Tonwarenfabrikant“ bezeichnet.

Eintritt der Gebrüder Metzler

1873 traten Rudolf und Robert Metzler als Teilhaber ein. Höhn verkaufte zwei Drittel seines Besitzes für 5000 Thaler an die Brüder. Die Firma hieß fortan „Höhn & Metzler“. Fachliche Kenntnisse fehlten jedoch sowohl Höhn als auch den Metzlers, sodass Schwierigkeiten absehbar waren. 1875 schied Höhn aus, ließ sich aber großzügig abfinden. Damit waren die Metzlers finanziell erheblich belastet.

Beitritt von Hugo Ortloff

Die Brüder wandten sich an Hugo Ortloff, Buchhalter bei Hutschenreuther in Selb. Ortloff analysierte die Situation: gute Qualität, aber geringe Produktion und wenig Personal. Trotz Warnungen seines Chefs trat er ein. Am 16. August 1875 wurde die Firma Gebr. Metzler & Ortloff gegründet. Ortloff brachte kaufmännische Kompetenz und persönliche Mittel ein, wodurch die Fabrik wieder auf Kurs kam.

Aufstieg der Firma

Nach schwierigen Anfängen setzten sich Qualität und Geschäftssinn durch. Ortloff leitete den Betrieb mit kaufmännischem Geschick und baute die Fabrik stetig aus. 1878 erfolgte die offizielle Übertragung der Grundstücke auf die Firma. Weitere Grundstückserwerbungen folgten, darunter 1883 die „Saidswiese“ und 1886 Nachbarflächen an der Bücheloher Chaussee.

Gründer und Nachfolge

Rudolf Metzler starb 1899, Robert Metzler 1915, Hugo Ortloff 1911. Die Geschäftsanteile gingen auf ihre Söhne Dr. Hugo Ortloff und Viktor Metzler über. Beide führten die Firma erfolgreich weiter. Bedeutende Mitarbeiter waren unter anderem der langjährige Prokurist Karl Haftmann und später Helene Fischer, die ab 1934 Prokura erhielt und das Geschäft durch die Kriegszeit führte.

Massemühle und Mühlgraben

Die ehemalige Walkmühle von Müller an der Schleusinger Straße wurde zur Massemühle umgebaut und blieb im Besitz der Firma. Ebenso ein Fünftel des Mühlgrabens, der für den Betrieb genutzt wurde. Weitere Anteile hielten andere Ilmenauer Bürger und Vereine.

Fazit

Aus den Anfängen als Kupferbergwerk entwickelte sich durch Höhn, die Brüder Metzler und Ortloff ein Porzellanunternehmen, das Ilmenau nachhaltig prägte. Trotz finanzieller Risiken und Rückschläge führte die fachliche Kompetenz Ortloffs die Fabrik zu überregionaler Bedeutung.

Interne Vernetzung – Ilmenau & Thüringer Porzellan

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