Ilmenau

Die grossen Gebäude hätten fast völlig leer gestanden. Das ganze Personal habe bestanden aus 7 Drehern (einschliesslich Lehrlingen), 5 Giesern, 5 Puppenmalern, 2 Brennern und einigen Glasurerinnen. Mehrere Arbeiterinnen im Puppenfach sollten zu Hause beschäftigt sein. Die Massemühle (20 Kübel) sei gut. Die Warenvorräte seien gering. Etwas Aussenstände solten vorhanden, die Passiva unbedeutend sein. Der Betrieb sei unter diesen Verhältnissen wenig lohnend. Zum Fortbestehen sei ein ganz anderer Geist erforderlich und ein Ausdehnen der Fabrikation, die jetzt unmöglich drei Familien ernähren und die Schuldentilgung gestatten können. Bei fachmännischer Leitung und bei einigen Glück werde die Fabrik bald anders dastehen. Er wolle in Gottes Namen den Versuch wagen, eingedenk des Wohlwollens von Hutschenreuther und dessen Versprechens, ihm weitere Schritte so viel wie möglich zu erleichtern, wenn er wirklich nach Ilmenau gehe.“

Den beiden Metzlers fiel ein Stein vom Herzen, als Ortloff ihnen seinen Beitrittsentschluss mündlich und dann nach Rücksprache mit seinem Chef telegraphisch (11.6.1875) mitteilte. Nach ihren Briefen an Ortloff waren sie in einer äusserst schwierigen Lage, wussten aber jetzt, dass sie nun eine tüchtige Kraft bekamen. Hutschenreuther freilich warnte Ortloff, den er nur höchst ungern verlieren mochte, dringend, sich auf sein so zweifelhaftes Unternehmen einzulassen, erklärte auch, dass Ortloff, wenn es in Ilmenau nicht klappen sollte, jederzeit wieder bei ihm eintreten könne. (In der Tat kam Ortloff 1876 der Bitte Hutschenreuthers, doch ein Vierteljahr wieder in Selb tätig zu werden und in die seit Ortloffs Weggang verlotterten und verworrenen Kontoverhältnisse Ordnung zu bringen, nach, und wohnte bei Hutschenreuther und wurde von diesen glänzend bezahlt.)

Bei den Ilmenauer Vertragsverhandlungen regten sie beiden Metzler an, Ortloff möge nicht nur beitreten, sondern auch zur Behebung der Geldknappheit Betriebsmittel beschaffen, durch Anleihen bei seinem Vater, seinem Schwiegervater, vielleicht auch bei Hutschenreuther und sogar bei seinem früheren Prinzipal Schneider in Gräfental (Inhaber der Porzellanfabrik Unger, Schneider & CO. daselbst und übrigens Schwiegervater des älteren Rudolf Metzler). Ortloff lehnte dies ab, schickte aber aus eigenen Ersparnissen am 24.6.1875 500 Thaler. Am 28.7.1875 wurde Höhns Ausscheiden vor Gericht zu Protokoll genommen.

In einem zweiten Protokoll vom gleichen Tage erklärten die Brüder Metzler, dass sie das Geschäft auch nach dem Austritt Höhns fortzusetzen gedächten und zwar unter der Firma Gebr. Metzler & Ortloff. Der Buchhalter Hugo Ortloff in Selt trete nämlich unter gewissen privatin vereinbarten Bedingungen in die Firma ein. (Die Bedingungen standen übrigens damals, wie der Briefwechsel ergibt, noch keineswegs fest, es wurde vielmehr in den nächsten Wochen noch darüber korrespondiert.).

Beitritt von Hugo Orloff

Hugo Ortloff trat in Selb zu notariellem Protokoll obiger Erklärung bei. Das war die Gründung der neuen Firma „Gebr. Metzler & Ortloff“. Sie wurde am 16.8.1875 ins Handelsregister eingetragen.

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