Philip Rosenthal

Die 20-Monate- Frist des Arbeitsministers ist abgelaufen, die Vermögensbildung steht noch immer aus. Zwar ist sich Blüm sicher, daß sein vorliegender Gesetzentwurf noch in dieser laufenden Legislaturperiode verabschiedet wird, gleichwohl ist er formal Wettverlierer.

Rosenthal, Gentleman wie eh und je, honoriert dennoch, daß Blüm die Vermögensbildung schon verabschiedungsreif vorangebracht hat, wenn auch nicht in der verabredeten Wettfrist. Der Unternehmer aus Selb läßt die Wette als halb gewonnen gelten; er stand zu seinem Wettversprechen, reduzierte aber die Ruderstrecke um die Hälfte. Eine Politgeschichte, wie sie in Bonn immer seltener wird.

Mitglied der SPD

Am 23. Oktober 1916 wurde Philip Rosenthal in Berlin als Sohn eines vom Judentum zum Katholizismus übergetretenen Porzellanfabrikanten geboren – und entwickelte sich schnell zum Grenzgänger zwischen allen Lebensbereichen. In den 60er Jahren schliesslich näherte sich der Unternehmer immer mehr der SPD an. 1969 dann, mit Beginn der sozialliberalen Koalition, wurde er im Wahlkreis Goslar-Wolfenbüttel direkt zum Bundestagsabgeordneten gewählt.

13 Jahre lang behielt er sein Mandat für das Bonner Parlament. Als Staatssekretär im Wirtschaftsministerium gab er dagegen nur ein kurzes Gastspiel: Nach 14 Monaten trat er im November 1971 zurück, weil er sich wegen seiner Vermögensförderungspolitik für Arbeitnehmer mit Minister Karl Schiller überworfen hatte. Seit 1981 ist Rosenthal Beauftragter des Parteivorstands für Kommunikation, Mitglied der Kommission Medienpolitik und des Kulturforums – und in allen Ämtern, wie er sagt, leidenschaftlich engagiert.

Er schwankt stets zwischen Draufgängertum und Disziplin. Fünfmal pro Woche treibt er nach einem penibel ausgearbeiteten Trainingsplan Ausdauersport – zehn Kilometer Radfahren, 600 Meter Schwimmen oder fünf Kilometer Rudern. Den 5900 Meter hohen Turpin Peak im Karakorum bestieg er 1954 als erster und benannte ihn nach einem seiner Söhne.

Noch vor zwei Jahren erreichte Rosenthals Belastungs-EKG die Sollwerte eines 50jährigen. In der Wüste lägen die Wurzeln seiner Persönlichkeit, sagt er – dabei begann alles ganz grossbürgerlich. Nach dem Besuch des Wittelsbacher Gymnasiums in München studierte Philip Rosenthal von 1934 an in Oxford Volkswirtschaft, Sprachen und Philosophie.

Fremdenlegion

1939, bei Kriegsausbruch, meldete er sich als Freiwilliger in der Fremdenlegion, um gegen Hitler-Deutschland zu kämpfen. Sein Vater, der die Firma 1879 gegründet hatte, war 1937 gestorben, die Familie von den Nationalsozialisten aus dem Unternehmen gedrängt. Die Fremdenlegion setzte Rosenthal in Marokko ein. Schon bald bereute er seine Entscheidung, unternahm Fluchtversuche, verdingte sich im Steinbruch, als Schweinehirt und Strassenarbeiter, wurde wieder gefangen. 1942 schliesslich gelang die Flucht nach England.

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