Philip Rosenthal

„Diese harte Zeit hat mir eine einfache, aber wichtige Lebensweisheit gezeigt“, meint Philip Rosenthal heute. „Der Prozentsatz von anständigen Leuten und Armleuchtern, von Intelligenten und Deppen ist unter den Kindern von Millionären und Armen, Adeligen und Schweinehirten genau gleich – nur die Chancen sind verschieden.

Diese Erkenntnis war es letztendlich, die mich, den Privilegierten, zum Sozialdemokraten gemacht hat.“ Im Jahr 1950, seine Mutter und er hatten inzwischen elf Prozent der Rosenthal-Anteile zurückerhalten, trat er in das Unternehmen als Werbeleiter ein; später übernahm er die Verantwortung für Produktgestaltung und Verkauf.

Vorstandsvorsitzender Rosenthal AG

1958 wurde er Vorstandsvorsitzender – und setzte in dieser Funktion zwei revolutionäre Neuerungen durch. Die erste betraf die Marke Rosenthal mit ihrem zu jener Zeit angestaubten Image: Rosenthal engagierte von Gropius über Dali bis zu Hundertwasser mehr als hundert Künstler, die aus der Porzellanfabrik ein Unternehmen für Tischkultur machten. Die zweite Neuerung betraf die Belegschaft: Als einer der ersten Unternehmer führte er 1963 ein Beteiligungssystem ein.

Es sollte den Beschäftigten nicht nur Vermögensbildung ermöglichen, sondern ihnen weitgehende Mitspracherechte zusichern. „Das ist der vernünftige, gerechte Weg zwischen dem ungerechten und anonymen Grosskapitalismus und dem ineffizienten und anonymen Kommunismus“, so die Begründung Rosenthals, der „soziale Gerechtigkeit“ als eines seiner Lebensziele bezeichnet. Heute besitzt die Belegschaft rund neun Prozent des Grundkapitals der AG, die Familie selbst etwa drei Prozent. Aus dem Aufsichtsrat des Unternehmens, dessen Vorsitz er 1983 übernommen hatte, zog er sich 1989 zurück.

Noch heute sind allerdings zahlreiche Räume von Schloss Erkersreuth für Veranstaltungen der Firma reserviert, darunter ein Rittersaal. In seinem Arbeitszimmer – ringsherum mit Rindsbälgen verkleidet und sandfrei – hat er Kunstgegenstände und Erinnerungsstücke untergebracht, die von ungebremster Dynamik zeugen. Über dem offenen Kamin hängt ein leicht deformierter Flugzeugpropeller, Relikt einer Bruchlandung, die der hochgewachsene Hobbyflieger unversehrt überstand. Eines seiner grossen Anliegen war die Soziale Gerechtigkeit. Zitat Philip Rosenthal: „Ich bin ein Egoist, aber ein altruistischer Egoist, der weiß, dass man sich selbst nur wohlfühlen kann, wenn man für andere etwas tut“.

Deshalb trat der Unternehmer Philip Rosenthal 1969 in die SPD ein, wurde 1970 Parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium unter Prof. Karl Schiller. Im Schloss Erkersreuth, Rechts beim Eingang, befindet sich noch heute davon eine Landkarte von Gran Canaria, auf der handschriftlich alle Etappen von insgesamt 190 Kilometern Länge eingezeichnet sind, die er beim Umschwimmen der Kanareninsel im Jahr 1989 zurückgelegt hat. Auch Fotos der bestiegenen Gipfel fehlen nicht – Rosenthal zählt sie auf wie Jagdtrophäen. Fünfmal hat er geheiratet, die Tochter eines schottischen Bankiers gleich zweimal. Seinen fünf Kindern gab er die Weisheit mit auf den Lebensweg: „Lernt das Leben kennen, wo es hart ist.“

Still wird er, wenn das gegenwärtige Schicksal des Unternehmens zur Sprache kommt, das seinen Namen trägt. Wie die meisten Betriebe der Branche kämpft es gegen die rückläufige Nachfrage sowie ausländische Billigkonkurrenz an; im vergangenen Geschäftsjahr musste es einen Rekordverlust hinnehmen. Philip Rosenthal beobachtet das mit Bedauern und kommentiert mit einem Augenzwinkern: „Wenn mich jemand konkret fragen würde, was ich von der derzeitigen Lage im Unternehmen halte, dann würde ich antworten: die Klappe.

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