Porzellanfabriken Schlesien

Porzellanfabrik Carl Hans Tuppack

Die Fabrik geht zurück auf eine im Jahre 1808 in den Räumen einer alten Töpferei von dem Holsteiner Johann Heinrich Nikolai Matthiesen gegründete Steingutfabrik auf der östlichen Seite des Hammerbaches. 1865 wurde sie von seinem Sohn Friedrich Nikolai auf die Produktion von Porzellan erweitert. 1872 ging der Betrieb an die Schlesische Porzellan- und Steingut-Manufaktur, Aktiengesellschaft, die nach anfänglichen Erfolgen 1885 in Konkurs ging. Die Tiefenfurter Hauptfabrik wurde wohl von Louis Lövinson erworben und um eine eigene Malerei erweitert. 1891 ging sie an seinen Geschäftsführer Paul Georg Alfred Donath (1855-1901) über und erhielt den neuen Namen Schlesische Porzellanfabrik P. Donath. Nach seinem Tode wurde die Fabrik von seinen Erben zunächst weitergeführt und 1909 an die neugegründete Schlesische PorzellanfabrikP. Donath G.m.b.H. verkauft. Sie bestand bis etwa 1920. Dann wurde sie von ihrem Geschäftsführer Carl Hans Tuppack, der seit 1916 in der Firma arbeitete, übernommen und unter seinem Namen als Porzellanfabrik CK Tuppack weitergeführt. Trotz einiger Rückschläge in den schweren Jahren der Weltwirtschaftskrise baute Tuppack die Porzellanfabrik, die 1931 in eine GmbH umgewandelt wurde, zu einem Unternehmen mit weit über 200 Arbeitern und Musterlagern im In- und Ausland (Dresden, Nürnberg, Köln und Königsberg sowie Kopenhagen, Mailand und Oslo) aus.

Zu den bekanntesten Produkten dieser Fabrik gehörte Geschirr mit dem Umdruckdekor „China Blau“, der seit den zwanziger Jahren produziert wurde (Abb. 6). Ergänzt wurde es durch Geschirr in „China Grün“, „China Rot“ und „China Lila“. Neben Gebrauchsporzellan aller Art wurden hier auch Tierfiguren hergestellt, für die Tuppack einzelne Modelleure anwarb. Besonders Pferde (Titelbild) erfreuten sich großer Beliebtheit – vielleicht, weil die Fabrik neben Werkswohnungen und einer Gärtnerei, deren Treibhäuser die Abwärme der Fabrik nutzten, auch das nahegelegenen Gut Charlottenhof mit einem Gestüt betrieb. Die Fabrik arbeitete bist 1945 und wurde nach dem Krieg demontiert. Zu Beginn der neunziger Jahre wurde einer der ehemals fünf Brennöfen der Fabrik wieder in Betrieb genommen. In ihm wird heute aber Porzellit gebrannt, das dem Steinzeug ähnlich ist.

In der Regel wird das Markenzeichen dieser Firma von einem bekrönten „S“ zwischen den Worten „Tuppack“ und „Tiefenfurt“ beherrscht. Das „S“ taucht erstmalig in der Marke von 1886 in Verbindung mit zwei gekreuzten Degen auf und soll auf die Herkunft Schlesien/Silesia hinweisen. Die Marke wurde jedoch von Meissen wegen möglicher Verwechslungsgefahr mit der „Schwertermarke“ beanstandet und seit 1900 nicht mehr verwendet. Die Firma P. Donath ersetzte sie 1897 durch das gekrönte „S“, bevor sie sich 1910 für einen Greifen über ihren Namenszug entschied. Tuppack ließ die S-Marke in verschiedenen Variationen wieder aufleben. Daneben wählte er für seine „China“-Dekore ab 1927 auch orientalische Motive.

Porzellanfabrik K. Steinmann

Die Anfange der Fabrik liegen im Dunkeln. Das im Jahre 1818 gegründete Unternehmen befand sich seit etwa 1835 im Besitz von Carl Rädisch, der hier eine Porzellan-, Steingut- und Glasmalerei betrieb. 1840 errichtete er eine Steingutfabrik, deren Produktion er 1868 durch Porzellanherstellung erweiterte (dieses Datum erscheint später als Gründungsjahr der Firma Steinmann). Rädischs Firma wurde 1872 von der Tiefenfurter Porzellan-Manufactur-Gesellschaft übernommen, aus der kurz darauf die Tiefenfurter Porzellan- und Chamottewaaren-Fabriken, Aktiengesellschaft wurde. Schon 1876 verkaufte man die Steingutfabrik in Tiefenfurt, die bis 1893, zuletzt unter dem Namen Steingut- und Porzellanfabrik Sporleder & Benker, bestand.

Die Aktiengesellschaft wurde 1883 aufgelöst. Ihr langjähriger Direktor, der Thüringer Kuno Hugo Steinmann (1839-1893), erwarb das auf Porzellan spezialisierte Tiefenfurter Werk und produzierte mit etwa 100 Arbeitern Frühstücks-, Tee-, Kaffee- und Waschservice, Brot- und Kuchenkörbe, Geschirr, Blumentöpfe und für den Export nach Amerika Barttassen, Becher, Krüge, Eierbecher und Handleuchter.

Nach seinem Tode 1893 wurde die Firma von Gustav Müller geleitet, bis Steinmanns ältester Sohn, Walter (1877-1934), im Jahre 1899 nach seiner Lehrzeit in Bremen und in den USA die Nachfolge seines Vaters antreten konnte. Um 1900/1901 erweiterte er sein Unternehmen mit dem Kauf der Porzellanfabrik Silesia in Tiefenfurt, Kreis Bunzlau, die seit 1897 im Besitz von Otto Schmidt gewesen war. In ihren Ursprüngen ging sie wahrscheinlich auf eine 1826 oder 1832 gegründete Steingutfabrik von Christian Matthiesen zurück. 1903 heiratete Walter Steinmann Maria Donath, eine Tochter seines zwei Jahre zuvor verstorbenen Konkurrenten Paul Donath. Die beiden bedeutendsten Porzellanfirmen Tiefenfurts waren so durch ein familiäres Band verbunden.

Die Porzellanfabriken K. Steinmann mit eigener Malerei, Druckerei und Aerographenanlage entwickelten sich vor dem Ersten Weltkrieg zu einem mittleren Betrieb der Porzellanindustrie mit etwa 250 Beschäftigten im Hauptwerk und 80 in der Filiale. Ihre Produkte wurden 1905 in Görlitz mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Auch auf dem internationalen Markt waren sie erfolgreich, sie wurden besonders in den englisch sprachigen Raum, nach Nordamerika, England, Australien, Afrika und Englisch-Ostindien exportiert.

Der Verlust der überseeischen Absatzmärkte nach dem Ersten Weltkrieg bedeutete für das Tiefenfurter Unternehmen einen schweren Rückschlag. Mit der Entwicklung neuer Formen und Dekore für ihre unterschiedlichen Service, Obstgarnituren, Dosen und Aschenschalen sowie mit der Produktion von Geschenkartikeln Und Figuren behauptete sich das Unternehmen auf dem Markt. Beliebt waren Service mit fern-östlich anmutenden Formen und Dekoren und, in den dreißiger Jahren, Geschirr aus dem zartbeigefarbenem Elfenbeinporzellan. Vertreter in Hamburg, London, Kopenhagen, Oslo und Barcelona sorgten für den Absatz.

Die Weltwirtschaftskrise bedeutete das Ende des Familienunternehmens. 1932 wurde es liquidiert und mit Hilfe eines Bankenkonsortiums als GmbH weitergeführt. Innerhalb von nur zwei Jahren stieg dann die Zahl der Arbeiter von 100 auf das Dreifache. Im Hauptwerk wurde nach wie vor Gebrauchs- und Luxusporzellan hergestellt, während die Filiale Silesia ihre Produktion auf Feinsteinzeug umstellte. Die Leitung übernahm nun Walther Becht, als stellvertretender Geschäftsführer stand ihm Günther Steinmann zur Seite. Im Jahre 1943 kaufte Walter Becht die Firma. Unter dem Namen Porzellan- und Steinzeugfabrik Walther Becht KG bzw. Becht & Co. existierte sie noch bis 1945.

Das erste bekannte Markenzeichen der Firma zeigte den heraldischen Adler über den Initialen des Gründers. Um die Jahrhundertwende wurde es durch ein gekröntes „S“ ersetzt. Die Krone blieb auch in den späteren Marken erhalten, die nach und nach um die Zusätze „Silesien“, „Silesia“ und „K.St.T.“ bis zum ausgeschriebenen Firmennamen erweitert wurden. Der letzte Besitzer, Walther Becht, führte allein den Namen seiner Firma über der Ortsangabe Tiefenfurt in seiner Marke.

porzellanselb

Zwei Webseiten verschmelzen zu einer Seite über das weiße Gold