FRÜHERE RITTERGUT LINDENFELS
Als Überrest von dem früheren Rittergut steht noch heute das alte Schloss Erkersreuth. Dieses Rittergut war Jahrhunderte lang in den Händen der Familie von Raithenbach, die wir auch in der Geschichte Selbs kennen lernten, da sie im Jahre 1418 das Schlösslein auf dem Schlossberge käuflich erwarb. Die von Raithenbach waren ein altes, schon im 13. Jahrhundert in Egerland ansässiges und öfters genanntes Geschlecht (Stammwappen purpurrot-silberweiß). Wir begegnen einem Raithenbach von Erkersreuth urkundlich zuerst im Jahre 1252 als Urkundszeugen des Klosters Waldsassen, dann um das Jahr 1417 in einer Klageschrift Egers gegen die Burggrafen;
Im Jahre 1616 hatte Konrad von Raithenbach das Erkersreuther Schloss inne. Nach dem Tode des kinderlosen Kaspar Karl von Raithenbach liess Markgraf Christian Ernst das Rittergut Erkersreuth gegen eine Abfindungssumme von 5000 fl. An die Verwandten Kaspars Karls als heimgefallenes Lehen einziehen, verkaufte dieses aber im Jahr 1696 an Bernhard von Lindenfels zu Wunsiedel. Bernhard von Lindenfels ist der Erbauer des Schlosses, wie es noch heute steht. Die letzten beiden Besitzer aus der Familie von Lindenfels waren Johann Christian von Lindenfels, Herr zu Schloss Erkersreuth, Längenau, Plössberg und Mühlbach, kurkölnischer Kammerherr, Erb- und Gerichtsherr zu Brand (1795), sowie dessen Nachkomme Adam Chr. Karl von Lindenfels, Inhaber gleicher Titel.
Das Schloss Erkersreuth wurde 1748 von Johann Christian Freiherr von Lindenfels erbaut. 1879 begann Geheimrat Philipp Rosenthal mit der Porzellanmalerei und legte damit den Grundstein der Firma Rosenthal. Den Besucher empfangen zwei Lichtstelen, gestaltet von Günther Ferdinand Ris sowie das Edelstahlportal. Rosenthals Wunsch war es, einen Kontrast zu dem steinernen Eingang zu schaffen. In der Halle haben Ris, der Kinetik Günther Döhr und Komponist Hans Werner Henze eine Lichtorgel geschaffen.
Das Raumkonzept von Ris ist ein dreidimensionales Ensemble aus wiederkehrenden Porzellanformen und verspiegelten Flächen. Die Gruppe des japanischen Schlagzeugers Stoma Jameshita hat Henzes Werk live eingespielt. Im Spiegel an der Wand führt eine versteckte Tür in den Keller mit Schwimmbad und Partyraum. Die Treppe ist original erhalten. Die „Rote Halle“ im ersten Stock mit der grafisch gestalteten Kachelwand von Victor Vasarely führt ins „Kupferzimmer“. Der Fussboden besteht aus Kupferplatten. Auf einer Weltkarte zeichnete Rosenthal seine sportlichen Erfolge ein.
Dieser verkaufte im Jahre 1800 die verschuldeten Besitzungen mit samt Schloss Erkersreuth an den Coburgischen Minister von Kretschmann, der sie wiederum an mehrere Besitzer, darunter an den Fabrikanten Riedel von Klingenthal, veräusserte, bis sie schliesslich an eine Witwe Haberstroh, verheiratet in erster Ehe mit einem Neffen Riedels, kamen. Über die Familie Wilfert Erkersreuth kam das Gut Schloss Erkersreuth an die Brüder Philipp und Max Rosenthal, die im Schlossgebäude eine Porzellanmalerei einrichteten, die Wiege der heutigen Porzellanfabrik Rosenthal GmbH.
Später ist das Schloss in den Besitz der Exportbierbrauerei Rauh & Ploss, Selb übergegangen, die es erneuerte und zu einer Gaststätte umbauen lies. Der alte Ofen aus dem 17. Jahrhundert, der vermutlich von dem berühmten Töpfer Merz aus Selb stammte, wurde abgebaut und ist heute im Museum; von den wertvollen Stuckaturen und Deckengemälden sind nur mehr im obersten Stockwerk Reste zu sehen, da dort jetzt Wohnräume eingebaut sind. Zu Erkersreuth gehören die Orte: Schatzbach, Kuppel und Schafhaus.“
Erwerb durch Philipp Rosenthal
1880 erwarben die Brüder Max und Philipp Rosenthal das Schlossgebäude und richteten eine Porzellanmalerei ein. Dies war auch der Beginn des weltbekannten Rosenthal Porzellanunternehmens. Bereits drei Jahre später, 1883, beschäftigte der Betrieb bereits 80 Mitarbeiter. Die Leute waren froh, wieder arbeiten zu können, nachdem ein grosser Brand am 18. März 1856 die Nachbarstadt Selb in Schutt und Asche gelegt hatte. Auch viele Erkersreuther waren davon betroffen. Ein Jahr nach dem Selber Brand beantragte Lorenz Hutschenreuther den Bau einer Porzellanfabrik, was ihm freudig genehmigt wurde.
Hutschenreuther produzierte weisses Porzellan, das die Brüder Rosenthal kauften und in Erkersreuth bemalten. Der ehemals ländliche Ort bekam nun industrielle Strukturen. Allmählich wurde das Schloss Erkersreuth für die Firma Rosenthal zu klein und man verkaufte es 1899 an die Selber Brauerei Rauh und Ploss. Mittlerweile zählte Erkersreuth etwa 1000 Einwohner und in der Folge errichtete man 1928 eine eigene evangelische Kirche und 1950 eine katholische Kirche.
Das am Ostrand zu Selb liegende „Schloss Erkersreuth“ wurde 1748 von Johann Christian Freiherr von Lindenfeld erbaut. 1879 begann Geheimrat Philipp Rosenthal hier seine Porzellanmalerei und legte damit den Grundstein zur heutigen Rosenthal AG. Das Unternehmen kaufte das Anwesen schliesslich 1953. Der Bildhauer Günter Ferdinand Ris gestaltete zwei den Besucher empfangende Lichtstelen sowie das schwere, jedoch durch seine Wellenstruktur optisch eher leicht wirkende Edelstahl-Portal, das später Pate stand für sein bekanntes Porzellan-Relief.
In der anschliessenden Halle haben Ris, der Kinetiker Günter Dohr und der Komponist Hans Werner Henze ein interessantes Ton-, Licht- und Form-Environment geschaffen. Das Raumkonzept von Ris ist ein dreidimensionales Ensemble aus wiederkehrenden Porzellanformen und verspiegelten Flächen. Dohr interpretierte dieses Ensemble durch 85 Lichtquellen, die sich einzeln oder in Gruppen ansteuern lassen. Das zur Komposition von Henze inszenierte, aus den einzelnen Quellen unterschiedlich auf- und abschwellende Licht verändert das Ensemble und scheint den Raum zu erweitern. Henze hat bei seiner Komposition ständig die Idee „Porzellan“ vor Augen gehabt und das Erdige, das Heisse und Kühle, das zärtliche und leicht Glänzende des Klangs angestrebt.
Kunst im Schloss
Die Gruppe des japanischen Schlagzeugers Stomo Jameshita hat Henzes Werk live eingespielt, heute hörbar über mehrere Lautsprecher. Treppauf im ersten Stock des Schlosses wird der Besucher durch eine weitere Halle – den nach dem Fussboden benannten „Kupfersaal“ – begrüsst, für die Philip Rosenthal HAP Grieshaber überreden konnte, einige Original-Druckstöcke zur Verfügung zu stellen. Diese überlebensgrossen Exponate an der Fensterseite verleihen dem Raum einen galerieartigen Charakter. An der Stirnwand befindet sich eine Weltkarte, in der alle Touren eingezeichnet sind, die Philip Rosenthal in seinem langen Leben unternahm – darin ist die Tür zu seinen ehemaligen Privaträumen fast unsichtbar.
Dreht man sich weiter im Uhrzeigersinn entdeckt man die von Bjørn Wiinblad gestaltete Doppeltür, auf der der Künstler die leiblichen Genüsse – Essen und Trinken – in seiner typischen Bildersprache dargestellt hat. Durch diese Doppeltür betritt man den Saal, für den weltweit bedeutende Porzellanstücke aus der Geschichte des weissen Goldes zusammengetragen wurden, um sie an den Wänden auf Konsolen präsentieren zu können. Durch einen kleinen Durchgang hindurch betritt man dann das „Bilderzimmer“, an dessen Wänden altmeisterliche Original-Ölgemälde aufgezogen wurden, die nur durch einen glücklichen Zufall vor der Vernichtung bewahrt wurden. Das Schloss wird privat genutzt und ist daher öffentlich nicht zugänglich[2].
Literaturquelle: Dieter Honisch: „Kunst gebrauchen“ in „Die Rosenthal Story“, Econ, 1980 Henning Müller-Gerbes: „Bauen im Selbstverständnis eines Unternehmens“ in „Materialien 3: Bauen für die Wirtschaft“, Architektenkammer Rheinland-Pfalz, 1988 Ulrich Kern: „Gebaute Unternehmenskultur“, Industriebau, Heft 2/199