Porzellan aus Münster

1953 wurde das Betriebsgebäude durch ein Betondach abgedeckt. In dieser Zeit spricht die Fa. Roloff von rund 500 Orten des damaligen Bundesgebietes, in denen sie durch Einzelhandelsgeschäfte vertreten ist; in größeren Städten sogar in mehreren Häusern. Aber auch die bereits seit 1925 geführten Auslandsgeschäfte wurden unverzüglich wieder aufgenommen.

Anfang der 50er Jahre gingen große Lieferungen nach: „Belgien, Freistaat Triest, Norwegen, Niederlande, Schweden, Italien, Schweiz, Portugal, Luxemburg, Türkei, Südafrika, Curacao, Mexiko, Cuba, Peru, Panama, Britisch West-Indien, USA, Australien und Neuseeland.“ Die Mitarbeiter malten teilweise im Akkord, um die ganzen Auslandsaufträge so gut wie nur möglich zu erfüllen. Trotz allem (die Schiffe in Übersee wurden festgehalten und nicht gelöscht) konnte sich die Fa. Roloff nicht wieder erholen. Es ging bergab. Dienstleistungen wurden mit Porzellan verrech-net, Löhne wurden nicht ausbezahlt.

Einige Maler hatten schon rechtzeitig den Arbeitsplatz gewechselt, z. B. hatte Porzellan-malermeister Heinz Pettirsch vom 1.5.1950 bis 31.12.1971 eine eigene Manufaktur auf dem Lohkamp 11 in Burgsteinfurt. Mehrere Maler (Kahler, Kästermann, Neufeind) gingen zur Porzellanmanufaktur Rhenania (ehemals Cautex) in Duisdorf bei Bonn. Auch der Mustermaler Werner Reize ging mit. Andere machten beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe eine Lehre als Technischer Zeichner. Auch die letzte Porzellanmalerin Ute Lieder (heute Ute Elpers) ging nach einer Lehre als Technische Zeichnerin in einem münsterischen Ingenieurbüro (VEW) zum Landschaftsverband und arbeitete dort wieder mit Bernhard Bufé im gleichen Büro zusammen. Die vier Lehrlinge, die ihre Ausbildung nicht bei Roloff beenden konnten, mussten sich andere Ausbildungsplätze suchen. Einige machten ihre Lehre bei Heinz Pettirsch in Burgsteinfurt oder bei Bernhard te Uhle in Münster zu Ende.

Die Firma Roloff beschäftigte in 36 Jahren mindestens 104 Maler und Malerinnen, Stahl-drucker, Brenner, Verkaufs- und Versandpersonal. Zeit-weise waren etwa 40 Mitar-beiter beschäftigt. Roloffmaler Bernhard Bufé hatte mit einigen Kollegen vor, die Firma August Roloff zu übernehmen, bevor sie am 8.9.1955 Konkurs machte. Das Geld war in diesen Zeiten knapp, er selbst hätte noch ein Monatsgehalt bekommen müssen. Diesen Schritt haben sie dann doch nicht gewagt. In den Jahren danach haben Bernhard Bufé, Bernhard te Uhle, Otto Grosse, Heinz Pettirsch und Kurt Sünderhauf Porzellan in Münster bemalt. Einige malten nur für den privaten Bereich, andere erledigten auch größere offizielle Aufträge. Das Wirken und die Erinnerung an diese Künstler versucht der Verein Porzellanmuseum mit seiner Arbeit zu erforschen und für die Nachwelt zu sichern.

In den Räumen des Steuerberaterverbandes Westfalen-Lippe e.V. an der Gasselstiege 33, hat der Porzellanmuseumsverein für mindestens 10 Jahre die Möglichkeit, seine Dauerausstellung „150 Jahre Porzellanmalereien in Münster“ auf 50 qm (siehe Foto) zu präsentieren. Sie ist jeden Werktag von 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr (freitags nur bis 12 Uhr) und sonntags von 16 bis 18 Uhr zu besichtigen. Am Sonntag stehen Mitglieder des PMM für die Beratung und die Information der Besucher zur Verfügung.

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