Porzellanfachschule Selb

Fritz Klee selbst war aber anfänglich gar nicht an dieser Aufgabe interessiert. Er lehnte es strikt ab, seinen umfangreichen Tätigkeitsbereich und die Arbeitsmöglichkeiten in der Künstlerstadt München gegen eine ungewisse Aufgabe in einem kleinen „Industrieort in der Provinz“ einzutauschen. Auch ein Informationsbesuch in Hof und Selb, den er auf Ersuchen von Ministerialrat von Blaul im Einvernehmen mit Kominerzienrat Rosenthal durchführte, änderte seinen Standpunkt vorläufig nicht. Viele Gespräche und sanfter Druck vom Ministerium waren notwendig, bis Fritz Klee schließlich bereit war, diese schwierige Aufgabe zu übernehmen.

Die Staatliche Fachschule für Porzellan, heute eine der drei Schulen des Staatlichen Berufsbildungszentrums für Keramik in Selb, zeigt in ihrer Geschichte die typischen Merkmale einer eng mit der regional ansässigen Industrie verbundenen Schule. Im Zentrum der keramischen Industrie, insbesondere der Porzellanmdustrie Nordostbayerns angesiedelt, spiegelt sie in ihrer Entwicklung einmal fast ortsgebunden die jeweiligen Gegebenheiten dieser Industrie wieder, erreicht aber auch, wie die stark exportierende Industrie, nationale und internationale Bedeutung. Zwangsläufig treten so Besonderheiten auf, die vom üblichen Verlauf einer Schulgeschichte abweichen.

Als schließlich am 1. April 1909 die staatliche Fachschule für Porzellanindustrie in Selb offiziell eröffnet wurde, hatte sich an den räumlichen Schwierigkeiten praktisch nichts geändert. Untergebracht war man jetzt in einem alten Schulgebäude, dem heutigen Haus der Jugend, Karl-Marx-Straße 6, denn der große Brand von 1856 hatte nur wenige Häuser unversehrt gelassen und an die Errichtung eines Schulneubaues war vorläufig nicht zu denken. Prof. Klee beklagte in seinen Erinnerungen die dunklen, finsteren Räume, in denen der Hausschwamm wucherte. Die Möglichkeiten, selbst Porzellan oder Dekorationen zu brennen, bestand überhaupt nicht. Diese wichtigen Tätigkeiten mußten in den Selber Fabriken durchgeführt werden, wobei es viel Ärger wegen zeitlicher Verzögerung oder gar Verschwinden der Teile gab.

Trotz dieser widrigen Umstände wurde von Anfang an beste Arbeit geleistet. Dies geht auch aus einem Schreiben des Staatsministeriums vom 9. Juni 1910 hervor, in dessen Auftrag der Regierungs- und Studienrat Dasio die Fachschule in Selb am 19. April besuchte. Er konstatierte, daß der Schulbetrieb insgesamt einen sehr guten Eindruck machte, lobt die kunsthandwerklichen und technischen Leistungen und vermerkt auch deutlich einige gravierende Mängel am Schulgebäude.

Schon frühzeitig gingen deshalb alle Bestrebungen dahin, ein neues Schulgebäude zu errichten, das nicht nur genügend Unterrichtsraum bot, sondern auch Platz für die notwendigen technischen Einrichtungen zur Porzellanherstellung vorsah. Nachdem 1913 ein entsprechendes Grundstück von den Selber Porzellanindustriellen Franz und Jette Heinrich sowie Ernst Adler gestiftet wurde, beschloß der Stadtrat Selb unter dem damaligen Bürgermeister Marquart nach Vorgesprächen beim Staatsministerium am 13. Dezember 1914 den Fachschulneubau in Angriff zu nehmen Prof. Fritz Klee als Architekt und Fachschulleiter entwarf entsprechende Pläne, die aber von der Obersten Baubehörde des Ministeriums mit der Bemerkung, es handle sich hier um keine Schule, sondern eher um eine Porzellanfabrik, zurückgewiesen wurden. Daraufhin von der Baubehörde erstellte Pläne konnten wiederum nicht die Zustimmung der Porzellanindustrie finden, da diese fast quantitativ dem Bausystem von Volks- oder Realschulen entsprachen. Man einigte sich schließlich nach längeren schwierigen Debatten auf einen etwas veränderten und raummäßig verkleinerten Klee-Entwurf. Es sollte aber, bedingt durch die Kriegszeit, durch die Schwierigkeiten bei der Finanzierung und andere widrige Umstände noch Jahre dauern bis endlich 1919 mit dem Bau begonnen werden konnte, der dann 1921 endgültig bezugsfertig war.

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